Presseerklärung
Die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit NRW e.V. warnt:
„Der Schulsozialarbeit in NRW droht massiver Stellenabbau!“
Hunderte Fachkräfte für Schulsozialarbeit blicken in Nordrhein-Westfalen in eine ungewisse Zukunft. Die Finanzierung ihrer Stellen ist in Gefahr! Zur Erinnerung:
Die Bundesregierung hat im Rahmen ihres Bildungs-und Teilhabepaketes insgesamt 6000 Stellen für Schulsozialarbeit initiiert und zeitlich befristet finanziert, 1472 davon in unserem Bundesland. Den Kommunen wurden hierfür die Mittel zur Verfügung gestellt. Mit dem zusätzlichen Einsatz der Schulsozialarbeit sollten die Vermittlung der BuT-Mittel an bedürftige Familie und die individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen verbessert werden. Das Programm lief Ende 2014 endgültig aus. Der Bund verweigerte eine Folgefinanzierung, nur wenige Kommunen sahen sich in der Lage die Stellen in Eigenfinanzierung zu übernehmen. Die Landesregierung NRW legte ein 145 Mill. –Rettungspaket für die weitere Finanzierung der Fachkräfte für Schulsozialarbeit aus der auslaufenden BuT-Finanzierung auf. Die Kommunen können bis zum 30.09. Mittel für die Weiterbeschäftigung im Zeitraum von 2015 bis 2017 beantragen, rückwirkend zum 01.01.2015. Sie müssen aber je nach Finanzkraft einen Eigenanteil zwischen 20 und 50 % beisteuern. Diese Hürde scheint offensichtlich den Verantwortungsträger in vielen kreisfreien Städten und Gemeinden zu hoch. Denn laut Auskunft des NRW-Städtetages hatten bis Ende August 31 von 53 bezugsberechtigten Körperschaften überhaupt einen Antrag gestellt, nur 13 Anträge waren positiv beschieden. Die Zukunft der Fachkräfte für Schulsozialarbeit bei diesen Trägern ist also akut in Gefahr, ihnen droht ggf. die Kündigung.
In 2014 protestierten Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Schulleitungen, Verbände und Gewerkschaften für einen Erhalt der Schulsozialarbeit aus dem BuT-Paket und unterstützten damit die betroffenen Fachkräfte bei ihrem Kampf um ihre Weiterbeschäftigungen. Insbesondere die Schulgemeinden, an den die Fachkräfte tätig waren, wiesen darauf hin, wie unentbehrlich Schulsozialarbeit an ihren Schulen geworden ist. Mit den Schlüsselkompetenzen „Beratung“, „Vernetzung“ und „Individuelle Förderung“ erweitert sie die pädagogische Handlungspalette und leistet somit einen unverzichtbaren Beitrag zur Potenzialentwicklung der Kinder und Jugendlichen. Gerade in Anbetracht der aktuellen Herausforderung der Inklusion von jungen Menschen mit besonderen Startvoraussetzung und Lebensbedingungen ist Schulsozialarbeit an allen Schulen notwendig. Denn es gilt nicht nur Kinder und Jugendliche mit besonderen sozialen und persönlichen Problemlagen sowie junge Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in den pädagogischen Alltag an unseren Regelschulen „einzuschließen“, das gilt nun auch für die 40.000 Flüchtlingskinder. In dieser Situation Stellen für Schulsozialarbeit zu streichen, ist völlig widersinnig.
Wir fordern die Landesregierung und die Kommunen auf, sich sofort über die Weiterbeschäftigung aller Fachkräfte für Schulsozialarbeit zu verständigen. Gleichzeitig erneuern wir unsere Forderung, dass alle Anstellungsverhältnisse entfristet und somit verstetigt werden müssen. Wir sehen die Notwendigkeit, Schulsozialarbeit an allen Schulen in NRW zum Einsatz zu bringen. Für den qualifizierten Ausbau der Schulsozialarbeit mit einheitlichen Qualitätsstandards, Arbeits- und Tarifbestimmungen brauchen wir einen partei- und trägerübergreifenden Konsens, der eine langfristige, kontinuierliche Finanzierung sicherstellt. Hierfür fordern wir den Bund, das Land NRW und die Kommunen auf, endlich gemeinsam die Verantwortung zu übernehmen und somit das „Schwarze Peter“-Spiel in der Finanzierungsfrage zu beenden.
Unsere Kinder und Jugendliche haben das Recht auf eine individuelle Förderung. Unsere Schulen brauchen hierfür Multiprofessionalität. Unser Land braucht flächendeckend Schulsozialarbeit.